In den späten 1990er Jahren wurde in Studien nachgewiesen, dass die Erforschung und Therapie von Brustkrebs Früchte trug. Die Prognose für Frauen mit Brustkrebs wurde global immer besser. In Deutschland allerdings zeigte sich dieser Trend nicht so eindeutig. Man forschte nach den Gründen und fand sie: Diejenigen Staaten, die bessere Prognosen für Frauen mit Brustkrebs aufwiesen, hatten Brustkrebszentren entwickelt und eingerichtet. In einem solchen Brustkrebszentrum wurde die Therapie nicht nur durch einen behandelnden Arzt, sondern durch ein interdisziplinäres Ärzteteam durchgeführt. So floss fachübergreifend mehr Erfahrung und Kompetenz in das Therapiekonzept für die Patientinnen mit Brustkrebs.
Aus diesem Grunde beschloss man in Deutschland, dies auch zu tun. Nachdem 2003 die ersten Brustkrebszentren – nicht zuletzt auch durch die Zertifizierung durch die Fachgesellschaften – optimal aufgestellt und den Patientinnen eine optimale Versorgung bieten konnten, folgten weitere onkologische Zentren für andere Organe wie z. B. Darmkrebs oder Prostatakrebs.
Da der Begriff Brustkrebszentrum als solcher nicht geschützt ist, wurde die Zertifizierung eingeführt. Durch die Zertifizierung wird für die Patientinnen deutlich, welche Zentren eine Versorgung und Behandlung auf höchstem Niveau gewährleisten. Damit die Bildung von Zentren gefördert und einheitlich optimal erfolgen konnte, wurde durch Fachspezialisten ein Katalog mit Anforderungen entwickelt, die eingehalten werden müssen, damit ein Brustkrebszentrum zertifiziert wird.
Die zertifizierten Kliniken werden in regelmäßigen Abständen überprüft und müssen sich alle drei Jahre erneut zertifizieren. So kann garantiert werden, dass die Qualität der medizinischen Versorgung zu jeder Zeit gegeben ist. Federführend bei der Zertifizierung sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Senologie (die für Erkrankungen der Brust der Frau zuständig ist). Die Zertifizierung durch diese beiden Gesellschaften ist international anerkannt. Ihre Prinzipien werden schon in anderen Ländern übernommen, z. B. in Italien, Österreich und der Schweiz.
Fedor Singer